Nach wiederrum 1 monatiger Sendepause habe ich ein bisschen
Zeit gefunden und mich aufgerafft, den Rest der Reise publik zu machen.
Stehen geblieben war ich bei Weihnachten in Bukoba, wir sind
bei Basti, dem artefactler, der sich ins Immergrün an den Victoriasee
geflüchtet hat und nun zwischen Bananenstauden, Engelstrompeten und Affen
wohnt, untergekommen, hatten eine witzige Zeit zusammen und uns kurzerhand nach
Dar Es Salaam aufgemacht.
Kurz: die fahrt war nicht so angenehm, 30 stunden staubfolter im coach, inclusive schlaglochstraße, sodass wir fast ohne schlaf und mit
vermutlich ein paar extra kilo staub ins hotel kamen. ich war noch nie so froh
über ne kalte dusche.
Dar bietet echt viel. Unglaublich imposante innenstadt,
straßen und gassen gesäumt von kolonialbauten, dann der erste dönerladen seit 5
monaten, riesige einkaufszentren, deren front komplett aus glas besteht, türme,
die wolkenkratzern gleichen, und und und. Sogar 3d kino. Der hobbit ist nicht
zu verachten…!
Nach einer langen nacht am ufer der halbinsel nahe dar
machten wir uns bei sonnenaufgang auf den weg, wollten schließlich gegen 10 die
fähre nach zanzibar nehmen. Ach so, da war noch was. Die zanzibari fühlen sich als
unabhängig, jedenfalls spürten wir das als sämtliche pässe mitsamt
impfausweisen gefordert wurden. Und residents können die fähre zum localpreis
buchen, was für tanzania freiwillige ein echtes sahnehäubchen ist. Leider haben
die ruander nur ein landesvisa, sodass einer der gruppe kurzerhand mit seiner
sündhaft teuren kameraausrüstung und – photoshop machts möglich – unsere photos
und namen über die der eigentümer pflanzte und so einen astreinen tanzania
resident permit erschuf. Der prompt akzeptiert wurde.
Ebenso prompt, auf der fähre, habe ich mir seit dem letzten
sommer in d meinen ersten tour de france fahrer sonnenbrand geholt, sah echt
nicht mehr gesund aus. Vielleicht war das die konsequenz.
Zanzibar ist echt anders. obgleich Stone town die größte
stadt darstellt, ist sie relativ klein. Der arabische einfluss ist an den
kleinen häusern mit erkern und Ornamenten und den zahlreichen moscheen nicht zu
verkennen. Beim erkunden der innenstadt kann man sich schnell verlaufen. Stone town
ist voll von unterschlüpfen, türmchen, unterführungen, kleinen gässchen, die
noch tiefer ins gewirr führen, so dass man am ende ein wenig das gefühl hatte, sich
in einer pyramide zu befinden.
An der straßenecke haben wir uns ein lokal ausgesucht, wo es
jeden tag die besten hamburger gab, mit icyayi, also tee, der süß und
stark ist. ebenso traf sich an diesem ort die etwas betagtere gesellschaft,
ältere herren mit eher korpulenter erscheinung, trugen mützen, manche mit
zeitung in der hand, tranken ihren tee und sprachen fast kein wort. Auf eine
bestimmte art strahlten sie etwas aus. sie waren eben da und es schien so, als
seinen sie die ruhe selbst.
Kulinarisch übrigens der volltreffer. Indisch, äthiopisch,
die besten hamburger die ich je kosten durfte an jeder ecke. Gewürze in solcher
vielfalt, dass man stunden auf dem markt verbringen kann. Der fischmarkt ist von
der frische nicht das gelbe vom ei; seine daseinsberechtigung hat er aufgrund
der touristen, aber fangfrischen fisch bekommt man eher an den kleineren
ständen in der stadt.
Ach, und nicht den saft zu vergessen. Orangen, zitronen,
maracuja und Zuckerrohr. Ist sicherlich das beste was man kriegen kann.
Mischung aus ingwer, minze und limette und gepresstem zuckerrohr, der in
speziellen maschinen gepresst wird. Es ist ein interessanter vorgang. von den
apparaturen folgen fotos in einem extra eintrag.
Strand ist auch perfekt – entweder um sich rösten zu lassen,
oder um sport zu machen, auf kokospalmen zu kletten, stibitzen und beim horchen
des wellengangs die milch zu schlürfen.
Es wurde geplant, 2 tage vor jahresende nach kendwa auf die
moonlightparty zu gehen und mal etwas anderes zu probieren. Der ort war zwar
echt idyllisch, stellte sich aber als echte touri lodge heraus, bei der mehr
als 90 prozent muzungus die quote machten.
Aber es gibt hammer strände an denen kilometerweit gelaufen
werden kann. Des nachts kann man so unzählig viele sternschnuppen sehen, ich
hätte nie gedacht dass es so was gibt. Möglicherweise hat es damit zu tun, dass
man sich am äquator befindet und so einen besseren blickwinkel hat.
Das ende des jahres. statt dem anfänglichen plan, sich mit
einem fischerboot auf eine einsame insel bringen zu lassen und dort
schildkröten an einem malerischen strand zu sehen (und diese dann zu grillen),
ließ uns der fischer sitzen. Und so verbrachten wir sylvester mit warmem bier
am lagerfeuer, richards unschlagbarer gitarrenkunst, dem bleigießen, was doch
nicht so ganz funktionierte, und dem etwas eigentümlichen feuerwerk - brennende
palmwedel - mit denen wir das jahr verabschiedeten.
Am tag darauf fuhren wir mit getrennter sippe nach paje an
den indischen ozean. Es ist ein idyllischer ort, dessen häuser alle an einer
straße liegen, und ewig lang zu sein scheint. Wir deckten uns mit den
verschiedensten nahrungsmitteln ein, und machten uns auf die suche nach einer
bleibe für die nacht.
Nach ein paar stunden erfolgloser suche liefen wir richtung
strand und überlegten uns, an ort und stelle mit ein paar matten und
schlafsäcken zu nächtigen. Das erwies sich aber als problem, denn der strand
existierte nicht aufgrund der gezeiten. es gab nur hohe wellen, die gegen die
felsen schlugen. Nun, dort lässt sich schlecht schlafen. Doch nebenan befand
sich ein großes, luxuriös aussehendes haus, das unbewohnt aussah und so machten
wir uns auf den weg, es unter die lupe zu nehmen. Auf dem gelände trafen wir
auf einen kerl, offenbar war er der watchman. Er war komplett in trikot und
shorts gekleidet, trug ein um den kopf gebundenes tuch und hatte knieschoner
mit hochgezogenen strümpfen an. weil wir ihn so nett fragten, organisierte er
uns eine bleibe für die nacht, er hatte sogar matratzen und ein badezimmer. Das
haus war noch nicht fertig eingerichtet, vermutlich die ferienresidenz eines reichen
arabers. So konnten wir uns nebenan an die rauschenden wellen setzen und das
zusammengewürfelte abendmahl kosten.
Der abend bekam allerdings noch eine ganz andere wendung.
ich war um acht in der kiste, dachte, ich sei eben erschöpft von der tagestour.
Nach einer viertelstunde wurde mir warm, dann heiß, richtig heiß. Ich wollte
aufstehen und frische luft schnappen, doch mir war so schwindelig, dass ich
kaum grade gehen konnte. Ich hatte einen fieberschub und abwechselnd fror ich
und fühlte mich heiß. Im laufe des abends ging es mir immer schlechter, denn
das fieber stieg. Ich hatte aber nichts dagegen bei mir. Nach einiger zeit
stand ich auf, und suchte völlig im delirium die restlichen der truppe und ging
übers gelände. Doch trotz rufen meldete sich keiner, in meinem fiebrigen
zustand wurde ich panisch und bekam es mit der angst zu tun, doch ich konnte
nichts machen, also legte ich mich hin und versuchte zu schlafen.
Am nächsten morgen war ich gerädert und hatte noch immer hohe
temperatur, so fuhr ich mit Richard zurück nach stone town, um nach dar über zu
setzen und im krankenhaus einen malariatest zu machen.
fahrt und fähre dauerten eine halbe ewigkeit, doch als ich
endlich angekommen war, versuchte ich, eine adresse zu einem krankenhaus zu
finden. Mit einer adresse in der hand machte ich mich auf den weg zum erstbesten
motofahrer, doch kein erfolg. Den weiteren gefragten schien die adresse
unbekannt. Ich klapperte alle möglichen motos und taxen ab, bis ich einen
busfahrer fragte. Der meinte, es wäre ein stück bis dahin und ich müsste ein
paar mal umsteigen.
Ich setzte ich mich rein und fuhr los. Während ich am
fenster saß und mir die stadt ansah, zogen an mir bajajs, motos und taxen
vorbei, die eine blaue dunstwolke erzeugten. Ich sah riesige hotels, kleine
supermärkte, straßenstände, die chipsy und fisch verkauften (hat nichts mit
fish’n chips zu tun!). Die straße wurde immer holpriger und ich kam an einer
müllhalde vorbei. Ich hab noch nie einen solchen berg abfall gesehen. Gut, dass
ich nichts riechen konnte. die fahrt dauerte schon mehr als 2 stunden und ich
wurde unruhig.
Noch viel später war ich endlich angekommen, der conda
meinte, ich soll auf den nächsten bus warten. Doch der kam einfach nicht.
Mittlerweile war es stockdunkel, und ich hatte keine ahnung, wo ich mich
befand, und ich war mit voller brieftasche in irgendeinem viertel von dar es
salaam gestrandet. also lief ich der nase nach und fragte mich durch. Der erste
zeitgenosse war betrunken, der zweite antwortete leider auf swahili, doch beim
dritten versuch hatte ich glück und fand einen weg. Quer durchs viertel
gelatscht, kam ich gerade als der regen begann, endlich an ein großes gebäude.
Ich rannte los, sprang über eine hecke. unwissend, dass diese mit stacheldraht
versehen war, riss ich mir das knie auf, doch endlich war ich am Ziel! Ich ging
zur pforte, diese war verriegelt. Sollte es schon geschlossen haben? Ich
klingelte, eine krankenschwester sprach zu mir. Nach einer kurzen schilderung
des problems meinte sie, heute wäre nichts mehr zu machen, kein arzt da, labor
geschlossen, aber morgen könnte ich mich untersuchen lassen. Ziemlich
enttäuscht war ich, es war echt dringend, außerdem musste ich meinen bus nach
kigali früh am nächsten morgen kriegen. Doch den konnte ich absagen.
Nach einer ausgiebigen untersuchung am nächsten tag war
klar, dass nichts klar war, wie man so schön sagt. Doch immerhin konnte der
arzt malaria ausschließen und meinte, ich könnte mir parasiten eingefangen
haben. Das munterte nicht gerade auf. Ich bekam ein starkes antibiotikum mit
dem ich die rückfahrt aushalten sollte.
So kaufte ich ein neues ticket. Wollte am nächsten morgen
einsteigen, mir dessen bewusst, dass mir 30 Stunden Staub-und-Schlagloch-Odyssee
bevorstanden.
Nach einer kräftezehrenden Reise in Kigali angekommen, legte
ich mich schlafen. Zwei Tage später, nachdem ich einigermaßen fit war, packte
ich meine Sachen erneut und fuhr nach Kibuye, um erstmal Urlaub zu machen.